Meine Brüder und Schwestern im Nordern, DCP, Kor. OmU Regie&Buch: Sung-Hyung Cho, D 2016, Länge: 106 min. Die Dokumentarfilmerin Sung-Hyung Cho macht. 7 Bilder Zur Vorbereitung sah Cho viele Filme über Nordkorea und entdeckte darin immer wieder die gleichen Bilder: Militärparaden, Vergnügungsparks, Krankenhäuser. 'Man kam an die Menschen nicht wirklich ran', sagt Cho. Aber wie viel Kontrolle kann man als ausländischer Filmemacher behalten in einem Regime wie Nordkorea? SPIEGEL ONLINE: Frau Cho, als Südkoreanerin sind Sie mit einem sehr negativen Bild vom Norden aufgewachsen, auch im Westen wird das Regime als kriegstreiberisch verurteilt, Kim Jong Un als 'Irrer' bezeichnet. Was wollten Sie vermitteln? Cho Sung-Hyung: Man sieht ständig nur schreckliche Szenen aus Nordkorea, hungernde Kinder etwa. Diese Bilder sind überall zu finden. Ich hatte jetzt nicht die Absicht, dicke Kinder zu zeigen, aber ich wollte etwas mehr vom Alltag erleben - sei es indirekt und sei es wirklich sehr, sehr eingeschränkt. Ich mache keine politischen Filme, sondern ethnologische Heimatfilme. Ich gehe an Orte, die ich nicht kenne, und versuche Menschen vorurteilsfrei und mit Respekt zu begegnen, um mehr von ihnen zu erfahren. Warum sollte ich das nicht in Nordkorea? Weil das Land so bescheuert ist? Man muss die Menschen getrennt vom System betrachten können. SPIEGEL ONLINE: Welche Einschränkungen muss man hinnehmen, wenn man in Nordkorea einen Film drehen will? Cho: Man muss nicht alles hinnehmen. Meine Brüder Und Schwestern Im Norden Online StreamWir konnten in einem bestimmten Rahmen auch Entscheidungen treffen. Bei einem Dreh in einer Kleiderfabrik zum Beispiel war ich nicht glücklich mit der Protagonistin, die uns zugeteilt wurde. Das habe ich gesagt, und dann durfte ich mir eine andere aussuchen. SPIEGEL ONLINE: Konnten sie ungestört mit ihren Protagonisten sprechen? Cho: Am Anfang standen die Aufpasser noch dabei, wenn wir mit den Menschen gesprochen haben. Aber das hat einige eingeschüchtert, also habe ich gesagt: 'Wollt ihr, dass euer Land so dargestellt wird?' Da hatten sie kein Gegenargument und haben uns allein drehen lassen. Wir sind wirklich das einzige Team, das keine Aufpasser danebenstehen hatte. SPIEGEL ONLINE: Ist das Material noch mal überprüft worden? Cho: Sie haben das ganze Material noch einmal gesichtet, ja. SPIEGEL ONLINE: Und mussten Sie Passagen wieder löschen? Cho: Es kamen regelmäßig Listen, was alles nicht sein darf. Meine Brüder Und Schwestern Im Norden YoutubeErst musste ich ein bisschen schlucken, aber dann habe ich genau gelesen, was das war. Meistens haben sie verwackelte Führerbilder beanstandet oder wenn Propagandasprüche nicht zentral gefilmt waren. So etwas wollen wir auch nicht drin haben im Film, deshalb war das in Ordnung. SPIEGEL ONLINE: Haben Sie sich manchmal auch gegen die Zensur entscheiden? Cho: Die Schwester eines Ingenieurs, den ich bei seiner Familie zu Hause besucht habe, ist beim Militär. Eigentlich ist es nicht erlaubt, mit Soldaten zu filmen. Aber bei uns ging es. Sie hat sogar etwas zu ihrer Arbeit gesagt, das wollten sie eigentlich nicht genehmigen, obwohl es gar nichts Negatives war. Ich habe dann argumentiert: 'Die ganze Welt denkt, ihr seid bis unter die Zähne bewaffnet, so denken wir alle über euch. Aber die Schwester erzählt, dass sie als Soldatin einer ganz normalen Arbeit nachgeht. Das ist eine neue Erkenntnis für die Welt.' Meine Brüder Und Schwestern Im Norden Ard MediathekDann durfte ich das drinlassen. SPIEGEL ONLINE: Sie haben auf eine Einordnung verzichtet, lassen die Bilder und die Protagonisten für sich sprechen. Da werden viele Propagandaphrasen wiederholt. Cho: Denken Sie, dass die Zuschauer so blöd sind, das nicht mitzubekommen? Das ist so was von anmaßend und unterschätzt die Leute vor dem Fernseher. Die sind in der Lage, zwischen den Zeilen zu lesen. Man muss nicht alles diktiert bekommen, sondern kann auch mal selbst denken. Sie denken, wenn es um Nordkorea geht, muss man über Lager sprechen und Raketen. Darüber kann man natürlich reden, aber was gewinnt man dabei? SPIEGEL ONLINE: Kontext. Cho: Wenn man kleine Kinder sieht, die schon im Kindergarten lernen, dem Führer zu danken, wie soll das dann Propaganda sein? Man denkt doch viel eher: Das ist furchtbar! Da muss ich nicht noch dazu sagen, wie schrecklich das ist, das wäre redundant. Und außerdem: Die Welt ist vielschichtig. Die Nordkoreaner sind nicht jeden Tag unglücklich.
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AutorEscreva algo sobre si mesmo. Não precisa ser extravagante, apenas uma visão geral. Histórico
Abril 2019
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